Die Bedeutung der Gesundheitsförderung im Berufsalltag

Die Bedeutung der Gesundheitsförderung im Berufsalltag

Die Förderung und Aufrechterhaltung der physischen und psychischen Gesundheit gewinnen in Anbetracht der steigenden Komplexität und der damit einhergehenden höheren Belastung eine immer größere Bedeutung. Hierbei rückt insbesondere auch die Prävention psychischer Erkrankungen in den Vordergrund, weil davon zunehmend auch jüngere Menschen zu Beginn des Berufslebens betroffen sind. Diese Tatsache zusammen mit der für psychische Erkrankungen typische, deutlich längere Ausfallzeit sowie höhere Versorgungskosten lässt das Thema Prävention unweigerlich zu einer Problematik mit gesamtgesellschaftlicher Relevanz erwachsen. Unter dem Begriff der Prävention versteht man die Gesamtheit der zielgerichteten Maßnahmen, um gesundheitliche Schädigungen oder das Auftreten von Krankheiten zu vermeiden, das Erkrankungsrisiko zu vermindern oder dessen Auftreten zu verzögern. Man unterscheidet dabei die Verhaltensprävention und die Verhältnisprävention. Die Verhaltensprävention meint die Optimierung des menschlichen Verhaltens in eine Richtung, die förderlich für die Gesundheit des Einzelnen ist, wohingegen es bei der Verhältnisprävention um die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen geht. Idealerweise werden beide Formen miteinander kombiniert. Doch wie steht es um die Prävention in deutschen Unternehmen? Bedauerlicherweise kommen präventive Maßnahmen trotz der hohen gesellschaftlichen Relevanz sowie einer Vielzahl von Studien, die die positiven Effekte von Prävention belegen, immer noch zu kurz. Gemäß zweier durchgeführter Befragungen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) in den Jahren 2011 und 2015 kommen nur etwa die Hälfte der Betriebe ihrer gesetzlichen Verpflichtung nach, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Die Gründe für einen Mangel an präventiven Maßnahmen liegen u.a. in zu hohen Kosten (insbesondere bei kleineren Betrieben), starren Regelwerken und fehlenden Analysen über aktuelle Arbeitsverhältnisse. Ein 2019 veröffentlichter Forschungsbericht hat auf Basis von 375 telefonischen Befragungen fünf verschiedene Präventionskulturen erarbeitet, bei denen sich jeweils unterschiedliche Präventionsschwerpunkte anbieten:

  1. „Fehlervermeider“: Diese Form kommt am häufigsten in deutschen Unternehmen vor, unabhängig von Größe und Branche. Für ein Drittel der Betriebe in Deutschland sind die Arbeitnehmer die wichtigste Ressource und gleichzeitig auch die Ursache für Arbeitsunfälle und entstandene Schäden. Hier sind die Maßnahmen besonders auf die Verhaltensprävention, also die Minimierung von gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen, ausgelegt. Neben der Eigenverantwortung der Mitarbeiter sollte der präventive Fokus hier mehr in Richtung der Arbeitsumgebung und -bedingungen im Sinne der Verhältnisprävention verlagert werden. 
  2. „Systematiker“: Hier findet sich eine sehr starke Orientierung an Regeln und Prozessen, an welchen die Unternehmensabläufe ausgerichtet werden, wodurch eine Kluft zwischen den tatsächlichen und den angestrebten Arbeitsverhältnissen entstehen kann. Deswegen ist es hilfreich, eine stärkere Beteiligung der Mitarbeiter an den Prozessen zu ermöglichen, um die Probleme, die möglicherweise eine Gesundheitsschädigung herbeiführen könnten, zu erkennen und Verbesserungspotenziale zu benennen. 
  3. „Standardsetzer“: Diese Unternehmen richten sich stark auf eine ständige Optimierung und Innovation aus und das Ausleben der Unternehmenskultur wird als sehr wichtig erachtet. Dies kann sich allerdings negativ auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz auswirken, nämlich dann, wenn präventive Maßnahmen als Innovationsbremse verstanden werden. Um wiederum gesundheitsdienliche Verhaltensweisen zu fördern, sollte Prävention als übergeordneter Anreiz für die Entwicklung neuer innovativer Ideen für eine gesündere Arbeitsumgebung betrachtet werden.
  4. „Techniker“: Betriebe, die in diese Kategorie fallen, verfolgen eher eine pragmatische Herangehensweise, also sie legen Wert auf praktische Aspekte wie zum Beispiel die Wartung der Ausstattung oder die Gestaltung der Abläufe. Die soziale Komponente kommt hierbei ein wenig zu kurz, weshalb das Ziel darin bestehen sollte, die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz zu fördern und das Miteinander entsprechend angenehm zu organisieren, um die präventive Wirkung sozialer Unterstützung zu nutzen. 
  5. „Do-it-yourselfer“: Bei dieser Form der Präventionskultur verlässt man sich auf eine optimale Unternehmensführung durch Einstellung kompetenter Arbeitskräfte. Dies kann allerdings auch zu einem Mangel an präventiven Maßnahmen führen, wenn beispielsweise die Expertise nicht auf dem aktuellen Stand ist. Deshalb bedarf es einer regelmäßigen Überprüfung, ob gegebenenfalls die Notwendigkeit nach Weiterbildungen im Hinblick auf verhältnispräventive Maßnahmen zur Förderung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes besteht. 

Abschließend bleibt zu sagen, dass kein generelles, auf alle Unternehmen anwendbares Präventionskonzept existiert, da viele Faktoren eine Rolle spielen und es außerdem abhängig vom jeweiligen Ist-Zustand und den Zielen des Unternehmens ist. Unabhängig davon ist Prävention jedoch essenziell wichtig und wird sich im Zeitverlauf definitiv auszahlen, weswegen sie keinesfalls vernachlässigt werden sollte. 

Quelle: https://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de/magazin/praeventionskultur-in-deutschland-spielraum-fuer-mehr-arbeitsschutz/164/ Zugriff am 11.10.2021