
23 Aug Etablierung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen im Arbeitsalltag – eine Führungsaufgabe?
Die Arbeitswelt verändert sich stetig – mehr Flexibilität, höhere Komplexität und Intensität. Dieser Wandel hat Auswirkungen auf den Menschen, das zeichnet sich insbesondere in einer Zunahme psychischer Belastungsfaktoren ab, welche möglicherweise nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Einhergehend damit gewinnt der Themenbereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mehr und mehr an Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen und Erwerbsminderungsrenten, die durch psychische Erkrankungen verursacht werden. Der Begriff Gesundheit ist dabei nicht als eine bloße Abwesenheit von Krankheit zu verstehen, sondern vielmehr als die Gesamtheit des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens als notwendige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Menschen und die Teilhabe am Erwerbsleben.
Untersuchungen belegen, dass Führungskräfte einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter haben. So zeigte die erste große Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Jahr 2014, dass die Wahrscheinlichkeit der Erhaltung der Gesundheit im Arbeitsbereich signifikant steigt, wenn Führungskräfte das Thema Gesundheit in die Mitarbeiterführung integrieren. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter auf Gesundheitsthemen und aktuelle Belastungen ansprechen oder sie zur Teilnahme an Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung motivieren, sorgen dafür, dass das Gesundheitslevel auf einem hohen Niveau bleibt.
Gemäß Arbeitsschutzgesetz §5 trägt der Vorgesetzte die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz des Mitarbeiters, selbstverständlich nur solange es sich um den Arbeitsbereich handelt, die Verantwortung für den privaten Bereich obliegt dem Mitarbeiter. Dabei stellt sich die Frage, wie Führungskräfte gezielt gesundheitsförderliche Verhaltensweisen bei den Mitarbeitern etablieren können. Ein wichtiger Schritt hierbei ist zunächst eine Sensibilisierung für die eigenen Belastungsgrenzen, um so auch schneller die Warnsignale der Mitarbeiter wahrnehmen zu können, denn es gibt einen Zusammenhang zwischen erfolgreicher Selbstfürsorge und der Fürsorge für die Mitarbeiter. Schulungen zu diesem Thema sind hilfreich, um genau diesen Zusammenhang und dessen Auswirkungen deutlich zu machen sowie Techniken und Reflexionsmöglichkeiten für den Arbeitsalltag zu vermitteln.
Ebenso wichtig ist die Etablierung einer geteilten Verantwortung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, das heißt, der Vorgesetzte übernimmt die Verantwortung für die entsprechenden Maßnahmen im Arbeitsbereich (Arbeitsorganisation, Aufgaben, Arbeitsumgebung, soziale Beziehungen) während der Mitarbeiter für die Umsetzung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen zuständig ist (z.B. regelmäßige Pausen, Reduktion von Überstunden etc.). Ein regelmäßiger Austausch mit den Mitarbeitern ist empfehlenswert, um zu klären, was die Führungskraft in eigenem Ermessen tun kann, um die Belastungssituation abzumildern bzw. was die Mitarbeiter konkret benötigen, um Belastungen zu reduzieren. Dieser Austausch sollte nicht nur auf der Ebene einzelner Mitarbeiter stattfinden, sondern regelmäßig mit dem gesamten Team, um so mögliche Themen zu besprechen, die das gesamte Team betreffen (z.B. Spannungen, Konflikte, Unklarheiten). Denn eine gut funktionierende Zusammenarbeit im Team mit einer gelingenden Kommunikation sowie der konstruktiven Klärung potenzieller Konflikte ist sehr wichtig, insbesondere für die psychische Gesundheit, da es sonst zu Spannungen im Team und in der Folge zu Beeinträchtigungen der Arbeitsqualität und des individuellen Wohlbefindens kommen kann. Führungskräfte können eine positive Entwicklung dahingehend unterstützen, in dem regelmäßige Teammeetings organisiert werden, um belastende Faktoren der Zusammenarbeit zu identifizieren und im Anschluss daran Maßnahmen und Bewältigungsressourcen zu erörtern, wie Ausgleichmöglichkeiten geschaffen werden und Belastungen reduziert werden können. Abschließend bleibt zu sagen, dass kleine Impulse zur Etablierung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen durch die Führungskraft eine große und weitreichende Wirkung haben können, in dem sie zur Verbesserung der Gesundheit der Mitarbeiter und langfristig betrachtet auch zur Gesundheit des Unternehmens beitragen (höhere Arbeitszufriedenheit, geringere Krankenquote, bessere Arbeitsqualität etc.). Wichtige Punkte zur erfolgreichen Umsetzung sind insbesondere Aufklärung und Sensibilisierung für die Thematik, das Ergreifen von Initiative, eine gut funktionierende Kommunikation sowie die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und für die Mitarbeiter.