Teamarbeit: was es aus sozialpsychologischer Sicht zu beachten gibt

Teamarbeit: was es aus sozialpsychologischer Sicht zu beachten gibt

Die Zusammenarbeit in Teams ist in den meisten Unternehmen schon lange ein beliebtes Arbeitsmodell – und das nicht ohne Grund, denn das Zusammentreffen der Vielfalt von Persönlichkeiten, Kompetenzen und Stärken kann Synergieeffekte herbeiführen, die die Produktivität und Leistungsmotivation steigern und zu einer schnelleren Aufgabenbewältigung beitragen. Allerdings führt Teamarbeit nicht immer zu den erhofften Effekten: laut Experten wird in 40% der Fälle das volle Potenzial der Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Das liegt daran, dass in sozialen Gruppen auch unerwünschte Effekte auftreten, die sich negativ auf das Arbeitsergebnis auswirken können. Die Erklärung hierfür findet sich in der Sozialpsychologie. Doch zunächst einmal die Frage, wann Gruppenarbeit überhaupt sinnvoll ist? Die Arbeit im Team ist immer dann sinnvoll, wenn sie im Vergleich zur Einzelarbeit einen Mehrwert im Sinne einer schnelleren oder besseren Aufgabenbearbeitung bietet. Funktioniert die Gruppenarbeit so, wie sie intendiert ist, zeigen sich die positiven Effekte wie ein Gefühl des Zusammenhalts, die Förderung des sozialen Austauschs und das Erzielen schnellerer Lernerfolge. All das wirkt sich positiv auf die Motivation des Einzelnen aus. Neben den positiven Effekten der Teamarbeit gibt es aber auch destruktive Gruppendynamiken, die den Synergieeffekt der Zusammenarbeit abschwächen oder sogar auslöschen können. Das bekannteste Phänomen ist das sogenannte „Soziale Faulenzen“, es beschreibt die Tendenz des einzelnen Teammitglieds zur Zurückhaltung, um individuelle Anstrengung zu reduzieren. Ein ähnliches Phänomen ist das Problem der Verantwortungsdiffusion. Dabei fühlen sich die Teammitglieder individuell nicht explizit für die Erledigung der Aufgabe verantwortlich. In der Folge führt Verantwortungsdiffusion dazu, dass viele Ideen nicht umgesetzt werden und Prokrastination eintritt. Diese negativen Effekte gelten nicht nur für erfolglose Teams. Es gibt auch unerwünschte Folgen erfolgreicher Teamarbeit. Denn erfolgreiche Teams neigen häufig zur Selbstüberschätzung, man bezeichnet dieses Problem als „Group-Think“ Effekt. Er äußert sich in einer Wahrnehmungsverzerrung, die dazu führt, dass Fehlentwicklungen nicht rechtzeitig erkannt oder Risiken konsequent ausgeblendet werden. Im Hinblick auf das Eingehen von Risiken gibt es noch einen weiteren gruppendynamischen Effekt, das sogenannte „Risky-Shift“ Phänomen. Es beschreibt die Neigung eines Teams, grundsätzlich höhere Risiken einzugehen als Einzelpersonen, da das Gesamtrisiko kognitiv auf die Anzahl der Teammitglieder aufgeteilt wird. Das „Risky-Shift“ Phänomen kann zu Problemen führen, wenn negative Konsequenzen aus dieser erhöhten Risikobereitschaft resultieren, es kann aber auch ein Wegbereiter für innovativere Lösungen und Ergebnisse sein.

Über die gruppendynamischen Effekte hinaus, gibt es natürlich noch weitere Faktoren, die den Erfolg eines Teams beeinflussen. Wichtig ist die Beachtung der individuellen Persönlichkeiten der Teammitglieder, da diese einen großen Einfluss auf die Performance des Teams haben. Allerdings gibt es widersprüchliche Empfehlungen hinsichtlich der persönlichkeitsbezogenen Zusammensetzung. Einige Experten empfehlen eine homogene Kombination im Hinblick auf die Big Five der Persönlichkeitsdimensionen, d.h. die Teammitglieder sollten sich in ihrer Persönlichkeit ähneln, andere hingegen sprechen sich für eine heterogene Zusammensetzung aus. Welcher Weg der Bessere ist, ist schwer zu sagen und hängt von der individuellen Aufgabenstellung ab. Generell sollten grundsätzliche verschiedene Rollen innerhalb eines Teams abgedeckt sein und diese auch von Anfang an klar festgelegt werden. Es bietet sich an, eine Person im Team zu haben, die eine besondere Stärke im Hinblick auf den Umgang mit Konflikten hat. Neben einem Konfliktlöser ist eine Führungspersönlichkeit im Team ebenfalls von Vorteil. Darüber hinaus ist es hilfreich, ein Teammitglied zu haben, welches sich der inhaltlichen Lösung der Aufgabe entzieht und als Moderator fungiert, um eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zu fördern. Ziel ist die Ausrichtung auf die gemeinsame Zielerreichung, nicht auf Konkurrenz und Wettbewerbsdenken untereinander. Auch die externen Rahmenbedingungen spielen eine Rolle. Es sollte eine angenehme Arbeitsatmosphäre herrschen und alle notwendigen materiellen Ressourcen sowie alle erforderlichen Informationen zur Verfügung stehen. Enormer Zeitdruck sollte vermieden werden, da dieser sich negativ auf die Arbeitsatmosphäre auswirkt. Abschließend stellt sich die Frage, was die Führungskraft beziehungsweise der Auftraggeber der Teamarbeit neben den günstigen Rahmenbedingungen noch tun kann, um das Arbeitsergebnis positiv zu beeinflussen? Grundsätzlich ist es hilfreich, die Teammitglieder im Prozess zu beobachten, um sicherzustellen, dass sich jeder Einzelne in seiner Rolle wohlfühlt und die Zusammenarbeit reibungslos abläuft. Außerdem bieten sich Teamentwicklungsmaßnahmen an, die von einem Coach oder Personaler begleitet werden und auf die einzelnen Persönlichkeitsprofile der Teammitglieder eingehen. Dadurch können Teams kontinuierlich weiterentwickelt werden, negative gruppendynamische Effekte vermieden und die Synergieeffekte eines Teams gefördert werden.

Quellen:

https://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de/magazin/wie-sie-teams-mit-psychologischem-know-how-zum-erfolg-fuehren/197/
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/soziales-faulenzen